14. April 2020 / Allgemeines

2. offener Brief des Wirtschaftsclub Bamberg zur Corona-Krise mit Auswertung der WCB-Umfrage

Der Wirtschaftsclub Bamberg informiert

 

Zweiter offener Brief vom 10.04.2020 des Wirtschaftsclub Bamberg e. V. zur Corona-Krise nach einer Blitzumfrage unter Unternehmern in der Region

An
Bundesregierung
Bay. Landesregierung
Landrat Johann Kalb
Oberbürgermeister Andreas Starke

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Politik-Verantwortlichen, geschätzte Interessenvertreter,

wir als Wirtschaftsclub Bamberg e.V. als wichtiges lokales Netzwerk für Unternehmer und Führungskräfte der Region haben eine Blitzumfrage gestartet und innerhalb weniger Stunden mit 81 Teilnehmern interessante und individuelle Rückmeldungen erhalten.

Die Kurzarbeit inklusive der Übernahme der Sozialabgaben vom Staat wird einhellig als größte Erleichterung genannt.

Stundungen und Kredite müssen zurückgezahlt werden – das ist eine Verlagerung und keine Lösung.

Die Lockerungen bei der Kreditvergabe der KFW mit 3% Zinsen stellt für manchen sogar eine Bereicherung der Banken dar, die ja den Leitzins von 0% in Anspruch nehmen können. Die Soforthilfe ist nicht ausreichend.

Vorgabebedingungen nicht zielführend. Es fehlt an Liquidität. Steuerrückzahlungen und Steuererlasse sind sofortige Lösungen.

Unsere Stimmung ist äußerst angespannt.

20 Prozent unserer Befragten kämen nur noch bis Ende April über die Runden. Es fehlt völlige Planungssicherheit und Orientierung, das sehen wir als Gift in der ohnehin schon schwierigen Gesamtsituation und es zögert eine Kreditaufnahme hinaus. Es muss jede Woche neu bewertet werden und der Rucksack, den sich der Unternehmer dabei aufschnallt, wird immer größer und schwerer.

Wir appellieren an Politik und Banken, die Voraussetzungen für das Überleben des Mittelstandes im Auge zu behalten: schnell und flexibel und den Lockdown unter Auflagen zu öffnen.

Wir sind als Unternehmen das Rückgrat unserer Republik!

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

Ihr Vorstand des Wirtschaftsclub Bamberg e.V.

Wilfried Kämper
Wolfgang Heyder
Philipp Gatz

 

Es folgt die Auswertung der WCB Mitglieder- und Unternehmerblitzumfrage vom 07.04.-2020.

Hinweis: sie ist nicht repräsentativ und basiert auf Rückmeldungen von 81 Unternehmern.

Auf die Frage „Haben Sie staatliche Hilfe beantragt“ antworteten 57% mit Ja.
Nur 18 % haben dieses Geld bis dato der Umfrage auf dem Konto erhalten.
Nur 10 % der Befragten haben einen Bankkredit beantragt,
2 % davon haben eine Genehmigung erhalten.

Auf die Frage, ob das Unternehmen Kurzarbeit angemeldet hat, antworteten 46 % mit Ja.

Wichtig, war zu wissen, wie lange die Unternehmen den aktuellen Shutdown noch durchhalten.

Rund vier Prozent sehen einen verlängerten Shutdown über den 19. April hinaus als Bedrohung für das eigene Unternehmen,
20 Prozent der Befragten kämen noch bis Ende April über die Runden,
40 Prozent bis Ende Mai und
gut 35 Prozent auch über den Mai hinaus.

Lesen Sie nun die Statements, die zur Veröffentlichung mit Namen freigegeben sind und die wir als WCB als gute Zusammenfassung der aktuellen Lage empfinden.

Auswahlkriterien entstanden durch unterschiedliche Branchenzugehörigkeit, die Größe des Unternehmens und durch die Anzahl der Mitarbeiter.

Wir danken auch allen weiteren Teilnehmern und stellen Interessenten die komplette Umfrage auf unserer Homepage zur Verfügung.

„Zwar ist durch die Nachbesserung der Regierung die Bürgschaft zu 100% zu übernehmen, ein wichtiger und richtiger Schritt gemacht. Jedoch wird es nach Aussage der Bank noch Wochen dauern, bis diese Kredite ausgezahlt werden. Das ist für viele zu spät. Diese Kredite helfen den Unternehmern nur für den Moment, da die meisten Branchen in diesem Jahr gar kein positives Ergebnis mehr erzielen können. Das heißt, die Unternehmen müssten einen höheren Kapitaldienst bei gleichzeitig geringeren Umsätzen leisten, was die derzeitigen Probleme lediglich aufschiebt.
Wir brauchen entweder die Rückerstattung von bezahlten Steuern, die wir als Tilgung für die zusätzlichen Kredite benutzen können, oder eine Tilgungsübernahme durch den Staat. Und 3% Zinsen sind sowieso zu hoch.“

Karl-Heinrich Ertl, Geschäftsführer des Ertl-Zentrums Ertl in Hallstadt

„Der Klein- und Mittelständler muss Arbeitsplätze sichern. Dazu ist schneller Kapitalfluss nötig. Als Förderung und nicht als Darlehen.“

Erich Hohlstein, Geschäftsinhaber Physiotherapie Hohlstein mit 9 Mitarbeiter*innen

„So schwierig die Situation derzeit auch ist, sind der nationale Umgang und das Risikomanagement generell sehr professionell. Der Einzelhandel verdient eine noch genauere Betrachtung, damit er auch sein Geschäft machen kann. Die Fürsorge und Erweiterungen der Maßnahmen für die Alten- und Krankenpflege sowie die sozialen Einrichtungen müssen auch nach der Krise fortgeführt werden!“

Hans-Christoph Gruendler, Turner Consult

„Auch bei uns decken sich die Umfragewerte mit Rückmeldungen von 1.500 Unternehmerinnen und Unternehmern, dass jedes zweite Unternehmen bereits Corona-Hilfsmaßnahmen ergriffen hat (58,9 %). Auffällig ist, dass nur bei 5% der Antragssteller Soforthilfegeld ausgezahlt wurde. Knapp jeder 6. hat Steuerstunden beantragt, jeder 4.einen Kredit und 41,1 % Unternehmen Kurzarbeit. Die Umsatzeinbußen wachsen von Woche zu Woche und die Entlassungen liegen bereits bei 7,7 % (Vorwoche 5,7 %). Die Liquiditätsschwierigkeiten steigen.“

Dirk Van Elk, Projektleitung Bund der Selbständigen BdS

„Die Coronakrise als exogener Schock trifft die Angebots- und Nachfrageseite gleichzeitig. Resilient aufgestellte Institutionen werden noch stärker. Unternehmen ohne effektive und effiziente Geschäftsmodelle werden aus dem Markt schnell ausscheiden. Alle unsere Vermögens- und Besitzstände stehen unter Neubewertung. Staat, Wirtschaft und Gesellschaft können sich auf Jahrzehnte gravierend verändern“

Prof. Clemens Renker, coacht über sein Institut für Mittelstands-Erfolg - IFME

„Geschlossene Zulassungsstellen sind ein leicht zu behebender Einschnitt in unser bereits eingeschränktes Tagesgeschäft. Kundenfahrzeuge könnten wieder ausgeliefert werden. Die Stadt Bayreuth war in der Lage, durch schnelle Öffnungskriterien mit Voranmeldungen und unter Beachtung der gesundheitlichen Vorgaben einen Notbetrieb aufzustellen. Die Stadt Bamberg ist dringend gefordert, im Behördenumgang pragmatische Lösungen zu finden.“

Steffen Rommel, Jaguar Land Rover Feser-Scharf Hallstadt | Feser-Graf Gruppe

„Als Geschäftsführende Gesellschafterin habe ich keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Das heißt:
Ich bin durch Corona meiner Geschäftsgrundlage im internationalen Tourismus beraubt und kann keine Einnahmen erzielen, habe aber auch keinen Anspruch auf Staatshilfen. Es müsste seitens der Politik realistische Prognosen für meine Branche geben, scheibchenweise Wahrheit ist derzeit geschäftsschädigend. Und es müsste eine Möglichkeit geben, ein Unternehmen für ein Jahr „einzufrieren“, um es dann wieder zu reaktivieren, wenn es die Situation ermöglicht. Dazu wären finanzielle Hilfen nötig, um die fixen Kosten zu begleichen (keine Kredite) oder Änderungen im Vertragswesen zum „stilllegen“. Wenn es nicht bald Überlegungen in diese Richtung gibt, werde ich meine kleine Sprachschule wohl schließen müssen.Das macht mich sehr traurig - und es wird mich für den Rest meines Lebens ins finanzielle Verderben reißen.“

Kristina Schimmeyer, Geschäftsführerin Sprachinstitut Treffpunkt Bamberg mit 3 Mitarbeiter*innen

„Es gibt absolutes Verständnis für die meisten Maßnahmen. Aber jetzt braucht die Wirtschaft sehr zeitnah die Rückabwicklung und klare Vorgaben. Auch wenn sie schmerzlich sind in Bezug auf was geöffnet wird und was wieder stattfinden darf. Verzögerte bzw. keine Entscheidungen schaden viel mehr als harte Vorgaben und Einschränkungen“.

Wolfgang Heyder, Geschäftsführer des Veranstaltungsservice Bamberg GmbH, BBV-Vizepräsident und Vorstand des Wirtschaftsclubs Bamberg e. V.

"Lokal werden wir sehr gut unterstützt, insbesondere vom Wirtschaftsreferat der Stadt und den Stadtwerken Bamberg. Allerdings lassen einem die Banken wieder im Stich. Die von der Bundesregierung aufgelegten KfW-Kredite scheitern an der Prüfung der zwischengeschalteten Kreditinstitute. Das Liquiditätstal lässt sich mit kurzfristigen Stundungen nicht überbrücken, hier bedarf es dringend längerfristige Konzepte für die heimische Industrie, die ja auch noch die weltweit strengsten Umweltauflagen umsetzen muss."

Wolfgang Rittmeier, Geschäftsführer Bamberger Kaliko mit 115 Mitarbeiter*innen

„Die Coronakrise hat uns alle vor die größte wirtschaftliche und persönliche Herausforderung gestellt, der unsere Generationen je gegenüberstanden. Strukturelle Änderungen mussten von uns allen in kürzester Zeit umgesetzt werden, um den geänderten Anforderungen der Arbeitswelt und der Ausgangsbeschränkung gerecht zu werden bzw. diese zu erfüllen. Die Wiederaufnahme der regulären Geschäftstätigkeiten und Tagesabläufe nach dem Shutdown wird uns in einer neuen wirtschaftlichen und persönlichen Welt erscheinen lassen. Mit all ihren Herausforderungen und Möglichkeiten“.

Wilhelm Seucan, Managing Director der centron GmbH mit 50 Mitarbeiter*innen

„Die Abgabenlasten sind in Deutschland für die Steuerzahler und damit auch die Selbstständigen und Unternehmer seit Jahren immens. Gebraucht werden Steuererstattungen der letzten Jahre für eine sofortige Liquidität – keine Stundungen. Und zudem zukünftige Steuererlasse als Instrument für eine Perspektive; denn wir brauchen die Aussicht, dass es für unsere Mitarbeiter und uns selbst weitergeht“.

Benjamin Butscher, Geschäftsführer von Butscher Optik & Hörakustik

„Wir vergeben nach der neuen Regelung die Kredite gelockert; allerdings nur, wenn die Voraussetzungen nach den Vorgaben der KFW einigermaßen erfüllt sind“.

Offizielles Statement der VR Bank Bamberg

 

Quelle: Wirtschaftsclub Bamberg

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