16. Juli 2024 / Allgemeines

Künstliche Intelligenz: Warum wir jetzt handeln müssen!

Expertin auf IHK-Veranstaltung: Europa verliert den Anschluss

Wie künstliche Intelligenz (KI) funktioniert, welche Rolle KI heute spielt und in naher Zukunft spielen könnte und vor allem, wo Europa eigentlich im geopolitischen Machtkampf steht, darum ging es in der Öffentlichen Vollversammlung der IHK für Oberfranken Bayreuth auf der Plassenburg.

Professorin Dagmar Schuller, eine renommierte Expertin auf diesem Gebiet und Vizepräsidentin der IHK für München und Oberbayern, betont die Bedeutung von KI für die Wirtschaft und die Gesellschaft. Europa sei führend in der KI-Grundlagenforschung, hinke jedoch bei der praktischen Umsetzung hinterher, wie die geringe Anzahl an KI-Patenten zeigt. Professorin Schuller: "Im internationalen Wettstreit um die Vorherrschaft in der KI-Technologie dominieren derzeit die USA und China." 61 Prozent aller erteilten KI-Patente entfallen auf China, 21 Prozent auf die USA, gerade einmal zwei Prozent auf Europa.

ChatGPT: Von Null auf eine Million in fünf Tagen
149 neue KI-Basismodelle haben Forscher allein für 2023 gezählt. 109 davon stammen aus den USA, 20 aus China, acht aus Großbritannien, vier aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und gerade einmal zwei aus Deutschland. 

Das Beispiel ChatGPT zeige, wie schnell sich KI ausbreitet. Um auf eine Million User zu kommen, habe Netflix noch dreieinhalb Jahre benötigt, Twitter zwei Jahre, Facebook zehn Monate, Instagram zweieinhalb Monate und ChatGPT gerade einmal fünf Tage.

Die Macht der Daten und die Zukunft der Arbeit
Schuller unterstreicht die enormen Investitionen in KI-Start-ups in den USA. KI, basierend auf Mathematik und Statistik, ermöglicht es, menschliche Entscheidungsprozesse durch technische Algorithmen abzubilden und damit Prozesse und Produkte zu optimieren. Ein zentraler Vorteil von KI ist ihre kontinuierliche Verfügbarkeit. Eingesetzt werde KI nicht zuletzt, wenn es um Verbesserungen von Produkten, Prozessen und Entscheidungen gehe.

KI könne für die Wettbewerbsfähigkeit einen großen Unterschied machen, so Prof. Schuller: "Man sollte KI aber als das begreifen, was es ist: Ein sehr effizientes Werkzeug, das aber weder eigenes Denken ersetzt noch einem die Verantwortung abnimmt."

Die künstliche Intelligenz bleibe nicht ohne Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Bis 2027 würde sich rund ein Viertel aller Arbeitsplätze verändern. "Wissensarbeiter" etwa erledigen im Durchschnitt 12 Prozent mehr Aufgaben, waren um 25 Prozent schneller und erzielten in 40 Prozent aller Fälle bessere Ergebnisse als Menschen ohne KI-Einsatz, so eine aktuelle Studie. "KI ersetzt aber weder Kreativität noch eigenes Denken!", betont Prof. Schuller.

Künstliche Intelligenz ist nicht wirklich intelligent
Schließlich sei KI, etwa ChatGPT nicht wirklich intelligent. Prof. Schuller: "Die Antworten entstehen durch Statistik. Im Grunde genommen errechnet der Algorithmus der wahrscheinlichste Antwort."

Schuller warnt davor, dass KI allein nicht über moralische Prinzipien und Verantwortungsbewusstsein verfüge. Sie betont deshalb auch die Notwendigkeit, ethische Fragen im Umgang mit der KI zu berücksichtigen.

Bürokratie und Wirtschaftspolitik: Ein Hemmschuh für Innovationen?
"Viele Herausforderungen sind hausgemacht, weil Politik wirtschaftliche Überlegungen nicht nachvollziehen kann oder will", so Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth in seiner Begrüßung. Er kritisiert in diesem Zusammenhang vor allem die Bürokratie. Diese Hindernisse erschweren es Unternehmen, innovativ zu bleiben und sich den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zu stellen, etwa im Bereich der KI. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sieht Waasner in der KI eine Chance, neue Wege zu beschreiten und den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.

Zukunftsaussichten für den Wirtschaftsraum Oberfranken
Harry Weiß, Vorsitzender des IHK-Gremiums Kulmbach, zeigt sich in seiner Einführung optimistisch bezüglich der Innovationskraft Oberfrankens, auch in Hinblick auf KI. Ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte zeige, dass oberfränkische Unternehmen schon immer innovativ gewesen seien und sich bis heute stets an die aktuellen Herausforderungen angepasst haben. Trotz aller Herausforderungen wie einer gedämpften Wirtschaftsstimmung und internationaler Konkurrenz sieht er gute Perspektiven für Oberfranken, nicht zuletzt durch eine gezielte Nutzung von KI-Technologien. Weiß: "Ich bin mir sicher, dass Oberfrankens Wirtschaft auch in Zukunft eine herausragende Rolle spielen wird."

Quelle: IHK für Oberfranken Bayreuth

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