26. Juni 2025 / Lokalnachrichten

Stegaurach setzt ein starkes Zeichen für Inklusion

Stegaurach übernimmt zwei Menschen mit Behinderung tariflich – ein starkes Zeichen für gelebte Inklusion im Arbeitsleben.

Vertragsunterzeichnung für ein selbstbestimmtes Leben (im Foto vorne): Die integra MENSCH-Mitarbeiter Christian Fuchs (2.v.l) und Donald Wohnfurter (r.) unterschreiben ihre neuen Arbeitsverträge bei der Gemeinde Stegaurach über das Modell „Budget für Arbeit“ von integra MENSCH – gefördert vom Bezirk Oberfranken. Das neue Projekt unterstützen insbesondere Bürgermeister Thilo Wagner (l.) und Bezirkstagspräsident Henry Schramm (2.v.r.).

 

Gemeinde beschließt einstimmig tarifliche Festanstellung von zwei langjährigen integra-Mitarbeitern im Bauhof Stegaurach. 

Die Gemeinde Stegaurach beweist seit zwei Jahrzehnten, dass Inklusion kein Lippenbekenntnis ist, sondern konkret gelebt werden kann. Bereits vor 20 Jahren hat der Gemeinderat mit großer Weitsicht mit integra MENSCH, einem Bereich der Lebenshilfe Bamberg, zwei Arbeitsplätze im kommunalen Bauhof eingerichtet – für Menschen mit Behinderung, die wohnortnah und im sozialen Umfeld arbeiten möchten. Nun folgt der nächste logische Schritt: die Übernahme zweier Beschäftigter in reguläre sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse – ermöglicht durch das „Budget für Arbeit“.

Ein starkes Zeichen sendete dabei der Gemeinderat mit einem einstimmigen Beschluss: Über Parteigrenzen hinweg wurde die Maßnahme als wegweisend unterstützt. Gemeinderat Gert Lechner (CSU) brachte es auf den Punkt:

„Das ist doch auf jeden Fall eine Aufwertung für den Menschen.“

Die beiden Mitarbeitenden – Christian Fuchs und Donald Wohnfurter – waren bereits über viele Jahre hinweg über das integra MENSCH-Patenschaftsmodell im Bauhof beschäftigt. Mit dem Schritt in die reguläre Anstellung erhalten sie nun tariflichen Lohn, volle Arbeitnehmerrechte und echte berufliche Perspektiven. Bundesweit gelingt dieser Übergang bislang weniger als einem Prozent der Werkstattbeschäftigten – umso bemerkenswerter ist der Erfolg des Stegauracher Modells.

Ein entscheidender Partner auf diesem Weg ist der Bezirk Oberfranken, der das Projekt von Beginn an engagiert begleitet. Bei der offiziellen Vertragsunterzeichnung am 25. Juni 2025 unterstrich Bezirkstagspräsident Henry Schramm die Bedeutung des „Budgets für Arbeit“:

„Wer wie Christian Fuchs oder Donald Wohnfurter mit einem Werkstattanspruch auf den allgemeinen Arbeitsmarkt wechselt, bekommt durch das Budget für Arbeit eine echte Chance auf Selbstständigkeit. Wir unterstützen diese Entwicklung mit aller Kraft – denn Teilhabe am Arbeitsleben ist ein Menschenrecht.“

Das Förderinstrument gleicht behinderungsbedingte Unterstützungsbedarfe durch Lohnkostenzuschüsse aus – und ermöglicht Arbeitgebern Planungssicherheit. Das bewährte Patensystem von integra MENSCH sorgt weiterhin für persönliche Unterstützung und stabile Strukturen im betrieblichen Alltag.

Bauhofleiter Stefan Reck hebt den Mehrwert für das Team hervor: „Christian und Donald sind eine echte Bereicherung. Sie sind engagiert, zuverlässig und bringen gute Laune mit.“

Auch für die Betroffenen selbst bedeutet die Anstellung einen großen Schritt in Richtung Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Teilhabe. „Ich bin stolz, dass ich jetzt richtig dazugehöre“, sagt Christian Fuchs. „Ich verdiene mein eigenes Geld und habe tolle Kollegen.“

Bürgermeister Thilo Wagner (FW-FL) zieht ein klares Fazit:

„Wir wollen Vorbild sein und anderen Kommunen zeigen, dass Inklusion im Arbeitsleben funktioniert – wenn man sie ernst nimmt. Die einstimmige Entscheidung unseres Gemeinderats zeigt, dass unsere gesamte Gemeinde diesen Weg gemeinsam geht.“

Ein starkes Zeichen für Inklusion setzt auch die Berufsschule Bamberg: Gemeinsam mit der Regierung von Oberfranken wurde für Franziska Herold der Übergang in das Budget für Arbeit realisiert. Sie ist seit sechs Jahren im Sekretariat tätig und übernimmt dort – unterstützt von ihren Kolleginnen – vielfältige Aufgaben. Ihre neue Anstellung bedeutet nicht nur finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch eine klare Anerkennung ihrer Leistung.

Was möglich ist, wenn Inklusion konsequent umgesetzt wird, zeigt auch das Klinikum der Sozialstiftung Bamberg. Raed Almhimeed, ein aus Syrien geflüchteter Konditor, verlor bei einem Bombenangriff einen Arm und ein Bein. Doch statt aufzugeben, fand er mit Unterstützung von Pflegedirektorin Ilona Baumann und integra MENSCH einen neuen, individuell angepassten Arbeitsplatz. Heute nimmt er mit einem Tablet in den Patientenzimmern Essenswünsche auf – eine Tätigkeit, die er mit großer Freundlichkeit, Zuverlässigkeit und sozialer Kompetenz ausführt. Seine Geschichte steht beispielhaft für das, was möglich ist, wenn Engagement und Kreativität auf echte Teilhabe abzielen.

Immer mehr Arbeitgeber folgen diesem Beispiel: So haben auch die Kita St. Vitus in Hirschaid und der Malerbetrieb Roy in Gerach ihre integra-Patenschaften in sozialversicherungspflichtige Anstellungen auf Basis des Budgets für Arbeit überführt. Damit ermöglichen sie ihren Mitarbeitenden, eigenständig für ihren Lebensunterhalt zu sorgen – ein bedeutender Schritt hin zu echter gesellschaftlicher Teilhabe.

Kuno Eichner, Einrichtungsleiter von integra MENSCH, zeigt sich bewegt: „Stegaurach ist ein leuchtendes Beispiel dafür, was möglich ist, wenn Inklusion gelebt wird. Was hier entstanden ist, ist weit mehr als ein Arbeitsverhältnis – es ist ein Zeichen von echter Wertschätzung, Vertrauen und Miteinander - für die Menschen, um die es geht und für die Idee einer inklusiven Gesellschaft. Ich bin tief beeindruckt von allen, die diesen Weg mit Überzeugung und Herzblut möglich machen.“

 

Quelle: Gemeinde Stegaurach

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